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Karate.

Die verschiedenen Gürtelgrade...
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Das Kyu-System

Für einen Kampfkunstinteressierten, der sich entschließt, Karate-Do zu erlernen, beginnt ein langer Weg, über dessen Ziel er selbst noch gar keine oder eine oft falsche Vorstellung hat. Als erstes (und anfangs auch als einziges) beginnt er, sich mit Waza auseinander zu setzen. Er übt die verschiedensten Techniken und Kombinationen und versucht sie in der Kata perfekt wiederzugeben oder mit dem Partner anzuwenden. Der Schüler befindet sich nun auf der sogenannten Form-Stufe (Shu), die den ersten Abschnitt vom Schüler zum Meister (Shu-Ha-Ri) darstellt. Um das Voranschreiten in dieser Stufe zu symbolisieren, wurde das Kyu-System eingeführt, das an den verschiedenen Gürtelfarben erkennbar ist. Diese bestanden ursprünglich aus sechs Farben, die auch heute noch Verwendung finden, allerdings sind sie inzwischen in neun Kyu-Stufen eingeteilt worden.

Karate-Do ist eine Kunst

Eine Körper- und Kampfkunst und eine Methode der Selbstverteidigung. Sie ist auch ein Weg zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit und zur Festigung des Charakters, der schließlich zu einem inneren Wachstum führt. Karate-Do ist somit nicht nur eine Disziplin der Körperbeherrschung, sondern auch eine Schule der Geistesbildung, die einen das ganze Leben lang begleiten sollte.

Meister Gichin Funakoshi schrieb hierzu:

”So wie die blanke Oberfläche eines Spiegels alles wiedergibt, was vor ihm steht, und wie ein stilles Tal selbst den schwächsten Laut weiterträgt, soll der Karateschüler sein inneres leer machen von Selbstsucht und Boshaftigkeit, um in allem, was ihm begegnen könnte, angemessen zu handeln.”

Kyu-Grade Unterstufe

9. Kyu (Kukyu)

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Weißgurt - Shiro Obi

Der Schnee liegt auf der Landschaft.
Der Lehrer sieht den Schüler nicht.
Der Schüler sieht die Lehre nicht.

8. Kyu (Hachikyu)

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Gelbgurt - Kiro Obi

Der Schnee schmilzt. Die harte, gefrorene Erde leuchtet gelb.
Der Lehrer sieht nicht, ob der Schüler fruchtbar ist.
Der Schüler sieht nicht, ob aus dieser Lehre für ihn Frucht wachsen wird.

7. Kyu (Shichikyu)

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Orangegurt - Daidiro Obi

Die fruchtbare Erde leuchtet in der roten Abendsonne.
Der Lehrer sieht noch keine Frucht.
Der Schüler keimt, kann aber noch nichts.

Kyu-Grade Mittelstufe

6. Kyu (Rokkyu)

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Grüngurt - Midori Obi

Ein Pflänzlein kommt?
Der Lehrer sieht, der Schüler versteht.
Der Schüler erkennt die Wirkung der Lehre.

5. Kyu (Gokyu)

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Blaugurt - Aori Obi

Die Baumkrone reicht in den Himmel.
Der Lehrer sieht das Leben seines Samens.
Der Schüler sieht die Tiefe der Lehre.

4. Kyu (Shikyu)

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Violettgurt - Aori Obi

Die Baumkrone reicht in den Himmel.
Der Lehrer sieht das Leben seines Samens.
Der Schüler sieht die Tiefe der Lehre.

Kyu-Grade Oberstufe

3. Kyu (Sankyu)

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Braungurt - Chairo Obi

Der Baum hat feste Borke.
Der Lehrer sieht den Beginn selbständigen Lebens.
Der Schüler sieht, fest gewachsen, den ersten Gipfel in der Ferne.

2. Kyu (Nikyu)

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Braungurt - Chairo Obi

Der Baum hat feste Borke.
Der Lehrer sieht den Beginn selbständigen Lebens.
Der Schüler sieht, fest gewachsen, den ersten Gipfel in der Ferne.

3. Kyu (Ikkyu)

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Braungurt - Chairo Obi

Der Baum hat feste Borke.
Der Lehrer sieht den Beginn selbständigen Lebens.
Der Schüler sieht, fest gewachsen, den ersten Gipfel in der Ferne.

Je weiter der Karateka im Kyu-System voranschreitet, desto mehr Hindernisse stellen sich ihm in den Weg, die er anfangs als solche gar nicht erkennt. Diese scheinen von außen auf ihn einzuwirken, sind aber meist Hindernisse, die in seinem inneren entstehen. Er begegnet verschiedenen Gefühlen wie z.B. Zweifel oder Unlust mit denen er sich auseinander setzen muß und die es zu bekämpfen gilt. Früher oder später gelangt jeder Karateka auch an einen Zeitpunkt, an dem er glaubt keine Fortschritte mehr zu machen, oder er meint, das er in allem nur kritisiert wird. Er fühlt sich beobachtet oder glaubt seine Fähigkeiten mit anderen vergleichen zu müssen, anstatt auf sich selbst zu schauen und an sich zu arbeiten.

Alle diese Hürden und viele weitere begegnen dem Karateka immer wieder aufs neue, aber um aus der Shu-Stufe herausbrechen zu können, muß er sich mit diesen Hürden auseinander setzen und sie meistern. Denn nur so kann er einen weiteren Schritt auf seinem Weg im Karate-Do machen und damit Erfahrungen für sein Leben sammeln.


Die DAN-Grade

Erreicht ein Karateka die Stufe des ersten Dan (Schwarzgurt - Kuro-Obi), so wird oft angenommen, daß er nun die Kampfkunst gemeistert hat. Dies ist aber grundlegend falsch, da der erste Dan nur anzeigt, daß der Schüler die technischen Grundlagen gemeistert hat. Er ist nun bereit die Shu-Stufe zu verlassen und sich mit dem Geist des Budo zu befassen. Es gibt einen einfachen Satz, der diesen Sachverhalt deutlich wiedergibt:

"Karate-Do beginnt erst dort, wo die Technik aufhört."

Dan-Grade

1. Dan (Ichidan)

2. Dan (Nidan)

3. Dan (Sandan)

4. Dan (Yondan)

5. Dan (Godan)

6. Dan (Rokkudan)

7. Dan (Shichidan)

8. Dan (Hachidan)

9. Dan (Kudan)

10. Dan (Judan)

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Schwarzgurt - Das Wandeln in der Stille.

Der scheinbar endlose Weg des Karateka bis zum Erreichen des Dan erscheint nun im Verhältnis zu dem, was noch vor ihm liegt, gar nicht mehr so groß. Denn erst jetzt erkennt er, daß der wahre Weg noch zu meistern ist. Erst mit der Zeit begreift er die Zusammenhänge und tastet sich Schritt für Schritt weiter. Sein Weg begann in der Form-Stufe (Shu) und führt ihn nun über die Ha-Stufe schließlich zur Ri-Stufe. Doch dieser Prozeß ist ein Prozeß, der ein lebenlang andauert und ständig Auswirkungen auf sein Leben hat. Seine Lebensweise wirkt aber wiederum auf sein Verhalten im Dojo ein. Es entsteht also eine Wechselwirkung bis hin zur Verschmelzung. Der Karateka trainiert nun nicht mehr das Karate-Do, sondern er lebt es.